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31 - Katschhof

Stummer Protest

Die Aachener Heiligtumsfahrt wird seit dem Mittelalter alle sieben Jahre veranstaltet. Bei ihr verehren Katholiken verschiedene Reliquien, die im Aachener Dom aufbewahrt werden. Die Heiligtumsfahrt 1937 hatte einen besonderen Charakter. War die katholische Kirche den Nazis gegenüber vor 1933 zunächst kritisch eingestellt, so änderte sich ihre Haltung nach einem offiziellen Vertrag, dem Konkordat zwischen Nazideutschland und dem Papst deutlich bis hin zur Anerkennung der neuen Verhältnisse. Warnten vor 1933 Bischöfe und Priester in ihren Predigten die Gläubigen vor dem Nationalsozialismus, so riefen sie die Katholiken später ”zur Treue gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit” - also der Naziregierung - auf. Die Unvereinbarkeit zwischen der Mitgliedschaft in der Nazipartei und dem katholischen Glauben wurde von den deutschen Bischöfen aufgehoben. Durch diese wechselhafte Politik der katholischen Kirche wurden viele Gläubige in ihrer Haltung zum NS-Staat stark verunsichert.

Diese Anbiederung der Kirche an die Nazis blieb aber auf Dauer ohne Erfolg. Die Politik der Nazis wandte sich immer mehr gegen die katholische Kirche. Priester wurden von der Gestapo, der Geheimen Staatspolizei, beobachtet und mussten sich für ihre Predigten verantworten. Klöster wurden geschlossen, Ordensleute vertrieben und kirchliche Vereine aufgelöst. 1937 fand wieder eine Heiligtumsfahrt in Aachen statt. In der Vorbereitungsphase hatte die Kirche zunächst sogar überlegt, die Veranstaltung abzusagen. Sie befürchtete, dass wegen der kirchenfeindlichen Propaganda der Nazi-Partei vielleicht nur wenige Gläubige nach Aachen kommen würden. Außerdem behinderten die Behörden fast alle Vorbereitungen. Werbung durfte nur eingeschränkt gemacht werden, es gab kein offizielles Heiligtumsfahrtbüro, es fehlten Unterkünfte und die Genehmigungen für öffentliche Predigten. Die Zahl der Pilger, die dann kamen, übertraf allerdings alle Erwartungen. Auch wenn die Zahl von etwa 800.000 bis 1.000.000 Wallfahrern nie offiziell bestätigt wurde, so ist zahlreichen Quellen und auswärtigen Zeitungen zu entnehmen, dass 1937 eine der meistbesuchten Heiligtumsfahrten stattfand. Die Nazi-Presse, wie der „Westdeutschen Beobachter“ in Aachen, schwieg die Heiligtumsfahrt tot. Schon im Vorfeld hatte dieses Blatt Spottgedichte und abfällige Berichte veröffentlicht.

Auffällig war, dass sich unter die Gläubigen auch andere Aachener mischten, die damit ihren Protest gegen die Nazis demonstrieren wollten. Kirchenlieder wurden mit veränderten, nazi-feindlichen Texten gesungen. Die Predigten von Bischöfen, deren ablehnende Haltung den Nazis gegenüber bekannt war, wurden besonders stark besucht. Allerdings waren nicht wenige Menschen auch von ihren Bischöfen enttäuscht, weil die Predigten vollkommen unpolitisch gehalten waren. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Auftreten, waren Parteimitglieder in Uniform während der Heiligtumsfahrt nicht in der Stadt zu sehen. Auch die Polizei hielt sich auffällig zurück. Die Aachener Heiligtumsfahrt von 1937 ging als der „Stumme Protest“ in die Geschichte ein. Sie zeigte, dass die katholische Kirche zwar in der Lage war, ihre Gläubigen in großer Zahl zu mobilisieren, dass sie gleichzeitig aber unfähig oder nicht bereit war, sich in der Öffentlichkeit gegen die Diktatur auszusprechen.

    

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