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06 - Bergdriesch 39

Jüdische Schule

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als in der Promenadenstraße die Aachener Synagoge gebaut wurde, wurde dort auch eine jüdische Schule eingerichtet. Es war, wie die meisten anderen „Elementarschulen“, heute spricht man von Grund- und Hauptschulen, eine städtische Schule. Die Schule wurde übrigens nicht nur von Kindern aus Aachen besucht, sondern auch von Schülerinnen und Schülern der umliegenden Gemeinden, z.B. aus Haaren, Brand, Eilendorf. Im Anschluss an die Elementarschule besuchten einige Schüler die höheren Schulen in Aachen. Sie erhielten dann ihren Religionsunterricht entweder in der Synagoge oder in der jeweiligen Schule. Mädchen besuchten vorwiegend die Viktoriaschule oder St. Leonhard, Jungen die Hindenburgschule, das heutige Couven Gymnasium, oder auch das Kaiser-Karls-Gymnasium.

Die Bedingungen in der Promenadenstraße waren ziemlich schlecht: Wenig Licht und schlechte Belüftung in den Klassenräumen, kleiner Schulhof. Deshalb wurde zum Schuljahreswechsel Ostern 1928 eine neue jüdische Volksschule hier, am Bergdriesch 39, eingerichtet. Das Haus gehörte der Stadt und die jüdische Schule war hier mit anderen städtischen Volksschulen gemeinsam untergebracht. Im Schuljahr 1932/33 besuchten siebzig Schülerinnen und Schüler die Schule. Neben den üblichen Fächern warb Rektor Fritz Wolf mit „Rhythmisch-gymnastischen Kursen“, Koch- und Nähkursen und „Fröbelkursen“ für die Kleinen. 

Sogar Französischunterricht wurde erteilt. Geradezu berühmt war die Schule für ihren „herrlichen Schulgarten“, der von den Schülerinnen und Schülern selbst gepflegt wurde. Das geerntete Obst und Gemüse wurde an die ärmeren Menschen der jüdischen Gemeinde verteilt. 1934 durften nach einer Anordnung der Nazibehörden jüdische Kinder nicht mehr auf Mittel- und Höhere Schulen, heute würde man Realschule und Gymnasium sagen, wechseln. Nach der Reichspogromnacht wurden dann alle jüdischen Schülerinnen und Schüler aus anderen Volks-, Mittel- und Höhere Schulen ausgeschlossen. Damit wurde die jüdische Volksschule die einzige Schule, auf die jüdische Kinder in Aachen noch gehen durften. Aber der Schulgarten musste auf Befehl der Nazis geschlossen werden. Da viele jüdische Familien aus Aachen fortzogen oder auswanderten, ging die Schülerzahl stetig zurück. Wann genau die Schule geschlossen wurde ist nicht bekannt. Es dürfte jedoch im Sommer oder Herbst 1942 gewesen sein, nachdem schon zahlreiche jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Aachen, darunter auch viele Kinder, in die Vernichtungslager im Osten deportiert worden waren. Kaum eins der Kinder ist nach dem Ende der Nazidiktatur zurückgekehrt.

Ergänzende Literatur:
Reinhardt, Britta: Jüdische Schule, in: Volkshochschule Aachen (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, Aachen 2012.

      

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