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43 - Hüttenstraße 75

Sinti, Roma und Jenische

In Deutschland sind Sinti und Roma seit mehr als 600 Jahren beheimatet. 1407 wurden sie in Hildesheim erstmals urkundlich erwähnt. Antiziganismus, sprich Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung, kennzeichnen fast von Anfang an ihren Lebensweg. Schon auf dem Augsburger Reichstag wurden die „Zigeuner“, wie man sie bezeichnete, für „vogelfrei“ erklärt. Das hatte zur Folge, dass sie Übergriffen und Verfolgung schutzlos ausgeliefert waren. Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung sind seitdem für die Geschichte der Sinti, Roma und Jenische kennzeichnend. Phasen der Verfolgung wechseln mit kurzen Phasen der Duldung ab. 

Die Verfolgung von Roma und Sinti im Nationalsozialismus steht in einer Kontinuität zur rechtlichen Schikanierung und Diskriminierung während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. So fanden auch in Aachen verschiedene Maßnahmen statt, um sogenannte Zigeuner über die Reichsgrenze abzuschieben und sie an dem Grenzübertritt ins Deutsche Reich abzuhalten. Ab dem November 1927 bekamen Sinti und Roma in Preußen einen ‚Zigeunerausweis‘, im Regierungsbezirk Aachen wurden insgesamt 264 ausgestellt. Dies ist vergleichsweise wenig, was vermutlich mit der vorher stark praktizierten Vertreibungspolitik zusammenhängt.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten radikalisierte sich die Verfolgung und wurde stärker völkisch und rassistisch aufgeladen. Die Vertreibungspolitik aus der Region Aachen verstärkte sich und auch gegenüber Roma und Sinti Familien die versuchten sesshaft zu werden, verstärkten sich die Schikanen. 1938 erreichte dies einen vorläufigen Höhepunkt als es zu mehreren Razzien und Verhaftungen kam. Bei Verhaftungen im Juni 1938 wurden aus Aachen 11 Sinti und Roma in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Auch verstärkte sich zu der Zeit die zentrale Erfassung von ‚Zigeunern‘ und, ähnlich wie bei den ‚Nürnberger Gesetzen, die ,durch die ‚Reichsstelle Ritter‘ unter dem Psychologen und Mediziner Robert Ritter, rassistische und biologistische Festlegung, wer als ‚Zigeuner‘ gilt. Im Mai 1940 und ab März 1943 führte dies zu großen Deportationen u.a. in das KZ Mauthausen und nach Auschwitz, denen auch Roma und Sinti aus der Region Aachen zum Opfer fielen. Noch geplante Deportationen konnten vermutlich durch die Befreiung Aachens durch die Alliierten verhindert werden. Die Gesamtzahl der Opfer des Porajmos, der Völkermord an den Sinti und Roma, lässt sich nur schwer genau angeben.

Tafeltext:

Sinti, Roma und Jenische sollten im öffentlichen Leben Aachens nicht mehr sichtbar sein. Die Auflösung eines Sammelplatzes in der Hüttenstraße erfolgte spätestens im August 1936. Die hier Lebenden wurden aus Aachen abgeschoben. Ab 1940 verhaftete die Aachener Kriminalpolizei beinahe alle noch in Aachen lebenden Sinti, Roma und Jenische. Sie wurden in Konzentrationslager deportiert. Ein Großteil ist ermordet worden.

Ergänzende Literatur:

Fings, Karola: Vertreibungspolitik an der Westgrenze. Sinti und Roma in Aachen und Region 1900 bis 1945, in: Fings, Karola, Opfermann, Ulrich F. (Hrsg.):
Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933-1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012.


Gruppe Z (Hrsg.): „Nach Auschwitz verzogen“. Stationen von Nazi-Terror, Verfolgung und Widerstand im „Dritten Reich“, 2. erweiterte Auflage, Stolberg (Rhld.) 2011.

Gruppe Z (Hrsg.): „Nach Auschwitz verzogen“. Leben und Schicksal der verfolgten Juden aus Stolberg während der Nazizeit, Stolberg (Rhld.) 2021.

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