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Salmang, Rudolf

Salmang, Rudolf, Römerstraße 37

Hier in der Römerstraße 37 lebte Rudolf Salmang. Er führte hier sein Leben, mit seiner Frau, mit Nachbarn, mit Freunden …  Er ist eines von weit über 1000 Aachener jüdischen Opfern der verheerenden Gräueltaten des Nationalsozialismus. Er wurde diskriminiert, aus seiner Heimat vertrieben und schlussendlich ermordet. 

Seit 1997 werden Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus vor deren letzten frei gewählten Wohnungen in den Bürgersteig eingelassen. Diese Mahnmale sollen uns zum einen daran erinnern, was im Nationalsozialismus geschehen ist und dass so etwas nie wieder geschehen darf, jedoch auch deutlich machen, dass alle Opfer einzelne Menschen waren, die ermordet wurden, alle mit einer eigenen Geschichte.

Hier in diesem Haus lebte Rudi wie seine Freund*innen und Familie ihn nannten. Hier lebte ein geliebter Sohn, ein liebender Ehemann.

Die jüdische Großfamilie Salmang können wir bis ins achtzehnte Jahrhundert zurückverfolgen, als der 1771 geborene Aron Salomon in Stolberg, in der heutigen Städteregion Aachen lebte, in welcher die Familie seither in den Einwohnerlisten aufgeführt wurde.

Salomon ist ein alter und verbreiteter jüdischer Name, der durch die französisierte Form Salman, auf Öcher Platt dann Salmang ausgesprochen wurde. 1808 erhielt Aron Salomon in Stolberg offiziell den Namen Alexandre Salmang.

Drei Generationen später wurde am 1. Oktober 1898 das jüngste der drei Kinder des Metzgermeisters Moses Salmang und seiner Frau Julie geb. Herz, Rudolf „Rudi“ Salmang, in Aachen in der Elsassstraße geboren.

Sein Vater starb schon 1907, als Rudolf erst acht Jahre alt war. Seine Mutter führte nach dem frühen Tod des Vaters zwischenzeitlich eine Schirm- und Schuhwarenhandlung in der Elsassstraße 41. Sein 8 Jahre älterer Bruder wanderte schon 1910 in die USA aus.

Über Rudolf Salmang wissen wir weiter, dass er 1928 als Bankbeamter in der Elsassstraße lebte, dann in der Viktoriaallee 2, der Maria-Theresia-Allee 25 und schließlich ab 1932 hier in der Römerstraße 37. Über sein persönliches Leben ist leider nicht sehr viel bekannt außer, dass er Angestellter bei der Dresdner Bank war.

1938 emigrierte er nach Belgien, in einem Versuch der Judenverfolgung zu entkommen. Nach der deutschen Besetzung Belgiens ab Mai 1940 wurden viele jüdische, deutsche Menschen von dort nach Frankreich deportiert, unter ihnen auch Rudolf Salmang. Er wurde zunächst in das Lager St. Cyprien in Südfrankreich deportiert und dann am 10. August 1942 von Drancy in der Nähe von Paris aus nach Auschwitz verschleppt, wo er am 23. 8. 1942 ermordet wurde. 

In dem gigantischen Shoah-Archiv Yad Vashem in Jerusalem gibt es einen Eintrag zu Rudolf Salmang, in welchem eine Mia als seine Ehefrau angegeben wird. Über sie ließ sich jedoch zunächst nichts weiteres herausfinden. 

Diesem Eintrag in Yad Vashem ist jedoch ein Foto von Rudolf Salmang beigefügt, so dass wir zumindest ein Bild von ihm haben. 

Erst vor wenigen Monaten fanden wir zwei weitere Spuren zu Rudolf Salmang im Internet:

Am 15. 2. 1947 hat der Moniteur Belge-Belgisch Staatsblad eine lange Liste von aus Belgien deportierten NS-Opfern, welche offiziell für tot erklärt wurden, veröffentlicht, in der auch Rudolf Salmang aus Aachen aufgeführt ist. Dort findet sich der Zusatz „épouse de Maria Wilms“ (Ehepartner von Maria Wilms).

Außerdem stießen wir auf eine Liste überlebender jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland in Brüssel, die im August 1945 in der deutschsprachigen Exilzeitung „Aufbau“ in New York veröffentlicht wurde.  Dort erfahren wir, dass im August 1945 eine Maria Salmang (geb. Wilms) in Brüssel lebte.

Leider konnten wir bisher keine weiteren Fakten über Maria Salmang geb. Wilms herausfinden, aber vielleicht können wir irgendwann einen Stolperstein zur Erinnerung an sie hier hinzufügen.

Hier in der Römerstraße war Rudolf Salmangs letzter frei gewählter Wohnplatz - vor Verfolgung, Flucht, Vertreibung und Deportation und Ermordung.

Wir hoffen, dass Sie nun, wann immer Sie hier vorbeikommen, an Rudolf „Rudi“ Salmang denken und sich daran erinnern, was sein schreckliches Schicksal war, und dass ein komplettes Leben hinter diesem Stein steckt. Dieser Stolperstein ist wichtig, damit nicht vergessen wird, was geschehen ist, und damit wir niemals vergessen, wer Rudi war.

Klasse 10d, Einhard-Gymnasium Aachen

Der Stolperstein wurde auf Antrag der Schülerinnen und Schüler des Einhard-Gymnasiums verlegt. Mit Unterstützung der ehemaligen Lehrerin, Waltraud Felsch und dem Team der Lehrerinnen und Lehrer mit Tanja Pastel konnten im Rahmen des Unterrichts die Biografien rekonstruiert werden. Das Thema wird seit längerem in den 9. Jahrgangsstufen behandelt, die Verlegung ist ein Höhepunkt des Projektes.

Alle Rechte an dem Text liegen bei Waltraud Felsch. Das Foto des Stolpersteins stammt von Wikipedia.