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  • Stolpersteine
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Weinhausen, Herta

Seit dem 9. Juni 2022 liegen in der Südstr. 50 fünf Stolpersteine. Sie erinnern an die Familie Weinhausen:
 

HIER WOHNTE
BENJAMIN
WEINHAUSEN
JG. 18
82
FLUCHT BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

HIER WOHNTE
ADELE
WEINHAUSEN
GEB. KAUFMANN
JG. 18
87
FLUCHT 1939 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

HIER WOHNTE
HERTA
WEINHAUSEN
VERH
. JANE GANS
JG. 1
909
FLUCHT
BELGIEN
MIT HILFE ÜBERLEBT

HIER WOHNTE
LEO
WEINHAUSEN
JG. 1
914
FLUCHT 1939 BELGIEN
1940 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 194
2
AUSCHWITZ, BUCHENWALD
ERMORDET
5.4.1945

HIER WOHNTE
WALTER
WEINHAUSEN
JG. 1
916
FLUCHT 1938
BELGIEN
MIT HILFE ÜBERLEBT

Familie Benjamin und Adele Weinhausen

Adele Kaufmann aus Blumenthal (Eifel) und der Viehhändler Benjamin Weinhausen aus Aachen heirateten im Dezember 1907. Das Ehepaar bekam fünf Kinder: Else, die schon mit 13 Jahren verstarb, Auguste, Herta, Leo und Walter. Nach Einsetzen der systematischen Entrechtung der Juden war Benjamin gezwungen, sein Haus und Geschäft an der Emmichstraße (heute Anfang der Lütticher Straße) zu verkaufen. Mit den Söhnen und einer Tochter wohnte die Familie ab 1936 zur Miete im Haus Nr. 50 an der Südstraße und lebte vom Ersparten aus dem früher gut gehenden Viehhandel. Nach den Novemberpogromen 1938 floh zuerst Leo, dann Walter nach Belgien, die Eltern folgten wenig später. Mit der Besetzung Belgiens durch Deutschland 1940 wurden Adele und Benjamin in der Kaserne Dossin in Mechelen interniert, genau wie ihre Tochter Auguste, verheiratete Fuchs Alle drei wurden am 31.7.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Während Herta, verheiratete Gans, und ihr Bruder Walter wohl in Belgien untertauchen konnten, floh Leo nach Frankreich, wo er aber 1942 ebenfalls verhaftet, und nach Auschwitz deportiert wurde. Da er bei der Selektion in Kosel für arbeitsfähig befunden wurde, musste er im KZ Blechhammer (Auschwitz III) Zwangsarbeit verrichten. Er starb im Krankenlager Buchenwald sieben Tage vor der Befreiung durch die 3. US-Armee, laut Totenschein an Pneumonie. Herta Gans, die sich später Jane nannte, wanderte 1946 mit ihrer Tochter Inge in die USA aus. Walter blieb mit seiner Familie in Belgien. Augustes Ehemann Hermann Fuchs gelang die Flucht in die Schweiz. Für Auguste liegt ein Stolperstein in Köln-Sülz, Lotharstraße 1, ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz.


Benjamin, Adele und Leo Weinhausen (Fotos: Kazerne Dossin, Mechelen)

Jenifer Joyce, Urenkelin von Benjamin Weinhausen und Adele Kaufmann, Enkelin von Herta Weinhausen (später: Jane Gans) und Großnichte von Leo und Walter Weinhausen gab folgende Erklärung zur Stolperstein-Verlegung am 9. Juni 2022 in Aachen ab:

"Ich möchte mich bei allen jenen bedanken, die dazu beigetragen haben, diesen Tag Wirklichkeit werden zu lassen. Während hier die Stolpersteine verlegt werden, will ich an die tragischen historischen Ereignisse erinnern, die uns heute hierhergeführt haben.
Am 9. November 1938 fand hier in Deutschland die Pogromnacht statt. Siebenundzwanzig Jahre später, am 9. November 1965, wurde ich in New York City als Tochter meiner Mutter Yvonne Joyce geboren, die selbst 1933 als Inge Gans in Hamburg geboren worden war.
Aber mit der Pogromnacht von 1938 begann die Holocaust-Tragödie. Die Welt wurde Zeuge des brutalen Versuchs, das jüdische Volk zu vernichten und zu zerstören. Wenngleich diese Bemühungen bösartiger Menschen nicht erfolgreich waren, wurde dadurch Millionen Menschen Schmerz und Trauma zugefügt – auch meiner Familie, der Familie Weinhausen, die ursprünglich aus Aachen stammte. Ich bin mit dem Schmerz aufgewachsen, den meine Großmutter Herta Weinhausen (Jane Gans) und meine Mutter Yvonne Joyce (vorher Inge Gans) aufgrund dieser schrecklichen und tragischen historischen Ereignisse erfahren haben.
Ich denke, ich spreche für meine gesamte lebende Familie, wenn ich sage, dass wir zutiefst dankbar sind für diese Stolpersteine, die die Erinnerung an die Mitglieder der Familie Weinhausen wachhalten, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, oder die aus Deutschland geflohen sind, um zu überleben.
Wir hoffen, dass künftige Generationen solchen Hass ablehnen und sich stets für das gegenseitige Verständnis aller Menschengruppen und für ein friedliches Zusammenleben einsetzen.
Ich bin der lebende Beweis dafür, dass trotz aller Anstrengungen, ein Volk zu vernichten, neue Generationen geboren werden und im Leben bestehen.
21 Jahre lang habe ich meinem Land, den Vereinigten Staaten, als Mitglied des diplomatischen Korps des Außenministeriums, dem Foreign Service, gedient. Das Leben und Arbeiten in fremden Nationen hat dazu beigetragen, mein Verständnis für Menschen, die anders sind als ich, zu erweitern. Wir alle sind stärker durch solch gegenseitiges Verständnis und Wissen.
Es ehrt mich, an der heutigen Zeremonie zum Gedenken an meine Verwandten teilnehmen zu können.
Mit viel Liebe und Anerkennung danke ich Ihnen."

(Die Stolpersteine wurden initiiert von Wilma Hoekstra-von Cleef)