Templergraben 22
Am 2. November 2020 wurden auf Initiative von Waltraud Felsch und Schülerinnen und Schülern des Einhard-Gymnasiums drei Stolpersteine im Templergraben 22 verlegt, die an Julie, Max und Albert Salmang erinnern.
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Julie Salmang, geb. Billig kam am 9. Juni 1873 in Liblar, Kreis Euskirchen, als Tochter der Eheleute Jakob Billig und Johanna, geb. Kaufmann zur Welt. Ihr Ehemann Albert Salmang wurde am 10.9.1869 als Sohn von Moses Salmang und Sibilla geb. Marx in Eilendorf geboren. Sein Vater hatte eine Metzgerei in der Cockerillstraße in Eilendorf.
Die jüdische Großfamilie Salmang (eine französisierte Form von Salomon) lebte schon im 18. Jahrhundert in der Region Aachen. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch lebten Zweige der Familie in Eilendorf.
Im Eilendorfer Adressbuch von 1914 ist Albert Salmang als Metzgermeister in der Cockerillstraße 16 aufgeführt. Spätestens ab 1920 führte Albert Salmang eine Ochsenmetzgerei, später einen Fleischgroßhandel im eigenen Haus in Aachen im Templergraben 22.
Aus den Adressbucheinträgen lässt sich schließen, dass Albert das Haus zwischen 1914 – in dem Jahr ist Meyer Salmang noch als Eigentümer eingetragen – und 1920 übernommen hat. Meyer Salmang war ein Vetter von Albert Salmang (gemeinsame Großeltern: Aron und Sophia Salomon alias Alexander und Sophia Salmang) und der Vater von Professor Hermann Salmang, der ab 1930 Leiter des an die TH Aachen angegliederten Instituts für Gesteinshüttenkunde war und einer der Professoren der RWTH, denen 1933 wegen ihrer jüdischen Abstammung die Lehrerlaubnis entzogen wurde.
Die Eheleute Albert und Julie Salmang hatten vier Kinder: Max, geboren am 22.11.1900, Josef, geboren am 10.3.1902, Erich, geboren am 2.8.1904 und Leo, geboren am 12.6.1908, alle in Eilendorf. Aus Berichten im Gemeindebrief der Synagogengemeinde erfahren wir, dass alle vier sehr sportlich waren, als Jugendliche und junge Erwachsene im Sportverein aktiv und zahlreiche Wettbewerbe gewonnen haben.
Der Sohn Josef Salmang wohnte in den 30er Jahren mit seiner Frau Rita geb. Spangenthal in der Guaitastraße und ist im Adressbuch mit der Berufsbezeichnung Dessinateur aufgeführt. Im Gemeindebrief der Synagogengemeinde vom Dezember 1934 erfährt man, dass am 26.11.1934 ihr Sohn Gert geboren wurde.
Die junge Familie emigrierte nach Paraguay und hat dort überlebt.
Albert und Julie Salmang hatten mindestens ein weiteres Enkelkind, Marion, die Tochter von Erich und Betty Salmang, geb. Hartoch. Erich wohnte mit seiner Familie in der Alfonsstraße. Während Betty und Marion den Holocaust in Belgien überlebten, wurde auch Erich deportiert und ermordet.
In der Liste der Anfang August 1935 in Aachen lebenden Juden in Lepper, Von der Emanzipation zum Holocaust II, S1610 werden unter der Wohnadresse Templergraben 22 Albert, Julie, Max und Leo Salmang aufgeführt. Leo war kaufmännischer Angestellter und Max Gehilfe im elterlichen Betrieb. Nach den Angaben im Familienbuch Euregio ist Leo 1939 nach England emigriert.
Im Jahre 1939 starb der Vater Albert Salmang. Sein Grabstein befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in der Lütticher Straße. Weil auch er schon von den Nationalsozialisten entrechtet und verfolgt wurde, ist auch für ihn ein Stolperstein verlegt.
Angaben im Hausbuch des Hauses Eupener Str. 249 ist zu entnehmen, dass seine Ehefrau Julie Salmang vom Templergraben aus wohl zunächst in das Barackenlager am Grünen Weg 12 gebracht wurde und von dort im April 1942 in das „Ghetto Eupener Straße 249“, eines von mehreren so genannten „Judenhäusern“ in Aachen. In diese Häuser, die zuvor jüdischen Eigentümern gehört hatten, wurde eine große Anzahl jüdischer Menschen einquartiert, bevor man sie in die Vernichtungslager deportierte. Julie wurde am 25.07.42 nach Theresienstadt deportiert und von dort in das Konzentrationslager Treblinka, wo sie Ende September 1942 ermordet wurde.
Ihr Sohn Max Salmang wurde am 15.06.42 nach Sobibor deportiert und zwei Monate später in Majdanek ermordet.